Protokoll der Jahrestagung in Georgsmarienhütte, 21.-23.09.2023
Der Schulleiter des Gymnasium Oesede in Georgsmarienhütte, Herr Thomas Rohm, sowie der Lehrer und Leiter des Vivariums, Harald Rosenbaum, begrüßten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Beide stellten die Entwicklung und Bedeutung des Vivariums für die Schulgemeinschaft heraus.
Die Kollegin Heidi Kiefer berichtete zu Beginn von ihrer Arbeit als Schulsozialarbeiterin. Als Tierfreundin war sie schon immer vom Vivarium fasziniert und fasste schließlich den Mut, Kontakt zu den Tieren aufzunehmen. Schließlich wurden die Tiere immer häufiger zum „Brückenbauer“ zwischen der Schulsozialarbeiterin und den Kindern. Das Umfeld im Vivarium bietet den Kindern Ruhe, Sicherheit und ist für viele ein spannender und besonderer Ort, um sich im Beratungsgespräch anzuvertrauen. Selbst der gemeinsame Grusel vor den Vogelspinnen hinter der Glasscheibe, bietet eine gemeinsame Beziehungsebene zur sozialpädagogischen Zusammenarbeit, um mit den Kindern ins Gespräch zu kommen bzw. sie ins Reden zu bringen.
In den nachfolgenden Stunden des Freitagvormittags wurden die Teilnehmenden von den Schülerinnen und Schülern der Vivarium AG am Gymnasium in verschiedenen Workshops angeleitet. Dabei wurden beispielsweise verstorbene Insekten wie Riesengespenstschrecken, Wandelnde Blätter und Goliathkäfer unter Anleitung präpariert und konserviert.
Mithilfe von Mikroskopen und Smartphone-Apps wurde die Herzschlagrate bei Wasserflöhen bestimmt. In Abhängigkeit von der Umgebungstemperatur wurde dabei die RGT-Regel nachvollzogen. Darüber hinaus wurden Apps wie der „Atlas der Humananatomie“ sowie „Die Klima App“vom WDR mit Tablets erprobt und diverse smarte Messinstrumente des Herstellers PASCO rund um die Stoffwechselphysiologie im Betrieb getestet.
Die Schülerinnen und Schüler der Schule präsentierten ihre Pfleglinge, standen Rede und Antwort rund um die Versorgung von Käfern und anderen Wirbellosen. Ein weiteres Highlight war die sachkundig begleitete Fütterung der Schlangen, darunter Königspythons und Hakennasennattern.
Weitere Tipps aus dem Vivarium Oesede und dem Fachkollegium:
- Assel- und Käfersubstrat, Terrarienerde und lebendes Moos: kerf.de
- Beregnungsanlage mittels Hochdruckschlauch-/verbindern selbst ausbauen (z.B. Riegler blaue Serie 6mm) auf „Basis Trixie Repti Rain“
- Alternativ: Hobby Easy Rain regelbare Beregnungsanlage
- Infrarot Thermometer/Messpistole, um im Terrarienbereich die Bodentemperatur flexibel zu bestimmen, anstelle der Lufttemperatur
- Für Pflanzenfresser: Pflücksalat mit Strunk kaufen und nass im Topf wachsen lassen, junge Blätter stets von außen pflücken; Callisia-Futterpflanze im Topf
- Katzengras als nachwachsende Futtergrundlage für die Futterinsekten (z.B. Wüstenheuschrecken)
- Reptilientränke (Beispiel)
- Vaselineschicht am Glasrand, um scheibenkletternde Schaben vom Klettern abzuhalten
- Vitaminreiche Wasserpflanzen an Zophobas- oder Mehlkäfer-Larven verfüttern, ggf. auch Fauchschaben
- Tageslicht-LEDs: Zoomed
Am Nachmittag besuchten die Teilnehmenden den Sozialpädagogen und Reptiliensachverständigen Armin Bauer (www.reptilienpaedagogik.de) in Hilten a. T. W.. Dabei galt ein besonderes Augenmerk den Tieren, die nicht in Schulen gehalten werden dürfen: Giftschlangen und streng geschützten Arten.
Am Samstag begann die Tagung mit einem Erfahrungsaustausch der schulischen Teilnehmer am Citizen Conservation Programm zum Schutz bedrohter Amphibienarten. Dabei wurden Haltungsbedingungen, Pflegeanleitungen und Herausforderung bei der Nachzucht thematisiert. Ein entscheidender Punkt war der Austausch über die Qualitätsmerkmale von Leitungs- bzw. Aquarienwasser. Weitere teilnehmende Schulen bekundeten Interesse binnen eines Jahres, sich am Nachzuchtprogramm für Mallorca Geburtshelferkröten zu beteiligen.
Im Rahmen des ringinternen Austauschs wurden weitere Herausforderungen in der Organisation der schulischen Tierhaltung, Pädagogik und Didaktik thematisiert. An zahlreichen Schulen im Ring hat erfolgreich ein Wechsel in die nächste Generation von Lehrkräften stattgefunden, sodass ein Fortbestand der großartigen Schulprojekte gesichert ist. Auch die Einbindung von Eltern und Aquarien- bzw. Terrarienvereinen in der Schule wurde aus aktuellem Anlass besprochen.
Die nächste Jahrestagung wird 2024 in der Lutherstadt Wittenberg an der Pestalozzi-Schule stattfinden. (Red. F. Koch, 23.09.2023)