Donnerstag, 12.09.2019
Das Ringtreffen 2019 begann mit der Begrüßung und Führung durch das Zentrum für Schulbiologie und Umweltbildung (ZSU) in Klein Flottbek. Hans Hintze und Sabine Marschner führten die 36 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den anderen Bundesländern durch die Tierstation und das Wasserlabor. Dabei wurden die unterschiedlichen didaktischen Angebote des ZSU vorgestellt und Anwendungsbeispiele für den Unterricht thematisiert. Der Abend endete mit einer gemeinsamen Grillfeier, die durch die Vertreter der gastgebenden Hamburger Schulen organisiert wurde: Jörg Hofmann (Stadtteilschule Stellingen), Rebecca Oehlandt und Fabian Koch (Lessing-Stadtteilschule), Inga Jeglin und Anna Kiebler (Stadtteilschule Mümmelmannsberg) und Sabine Marschner (Otto-Hahn-Schule). Anlässlich des offiziellen 20-jährigen Jubiläums des Rings der Vivariumschulen stellte Fabian Koch das neue offizielle Logo des Rings vor und blickte auf die erfolgreiche Netzwerkarbeit der vergangenen Jahre zurück.
Freitag, 12.09.2019
Am zweiten Tag wurden die 56 Teilnehmer aus Hamburg und dem ganzen Bundesgebiet durch den Schulleiter der Stadtteilschule Stellingen ebendort begrüßt. Im Anschluss sprach Dr. Guido Westhoff, Leiter des Tropenaquarium Hagenbeck, über die konzeptionelle Gestaltung des Tropenaquariums und die Überlegungen und Entscheidungen, die bei der Tierpräsentation die entscheidende Rolle spielen. So werde, laut Westhoff, bei der Begegnung zwischen Mensch und Tier die Diskrepanz zwischen der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen auf der einen Seite sowie der Realität in der Natur auf der anderen Seite deutlich. Eine reale Begegnung zwischen Tieren und Menschen bedeute immer eine Auseinandersetzung mit der Realität. Westhoff sprach in diesem Zusammenhang beispielhaft von der Brutalität der tierischen Ernährung, die in anderen Kulturen (z.B. im Rahmen einer Schlachtung von Nutztieren) noch selbstverständlich sei, sodass ein Bewusstsein für die Herkunft der Nahrung sowie die Art und Weise der Nahrungsbeschaffung vorhanden sei. Das Tierverständnis in unserer Gesellschaft bzw. die empathische Wahrnehmung sei, laut Westhoff, eklatant unterschiedlich und weiche von der tatsächlichen Realität ab, wenn man Nutztiere, Wildtiere, „Schmusetiere“ oder Zootiere betrachte. Die Förderung der Empathie sowie die gleichzeitige Auseinandersetzung mit den realen natürlichen und tierhalterischen Ansprüchen solle hierbei das zentrale Ziel von Mensch-Tier-Begegnungen sein, gleich ob im Zoo oder bei der Arbeit mit Tieren in der Schule.
Für Staunen sorgte Herr Westhoff, indem er den Anwesenden das Target-Training von Krokodilen und Krokodiltejus erläuterte und durch Videodokumentationen veranschaulichte.
Im anschließenden Vortrag von Jörg Hofmann, Reptilienexperte für das Land Hamburg und Lehrer an der Stadtteilschule Stellingen, mit dem Titel „Schulzoo mal anders… Reptilien, Amphibien, Wirbellose“ ging es schließlich um die Tierhaltung in der Schule und die Einbindung der Tiere in den Schul- und Unterrichtsalltag. Dabei wurden konkrete Beispiele zur Vermittlung von biologischem Fachwissen, zur Förderung affektiver Beziehungen zu Tieren, zum Abbau von Furcht und Ekel sowie zum forschend-entdeckenden Lernen mit lebenden Tieren präsentiert. Herr Hofmann ging hierbei auch auf die schul- und tierschutzrechtlichen Rahmenbedingungen der Tierhaltung an Schulen ein.
Weiterführend stellte Hofmann die Kriterien für die Tierauswahl sowie die Rahmenbedingungen für Zuchtprojekte vor und warnte vor der ambitionierten Verpaarung schwierig zu vermittelnder Arten (wie z.B. Kornnattern). Darüber hinaus stellte der Vortragende seine persönlichen Erfahrungen zur Finanzierung und zum Einwerben von Spendengeldern vor, sodass die Assistentin der Geschäftsführung der Firma Fressnapf, Mira Knauer, einen guten Einblick in die Herausforderungen der Schulzoo-Arbeit erhalten konnte. Abschließend stellte Hofmann die Anforderungen an die Lehrkraft in besonderem Maße heraus, da die Betreuung eines Schulvivariums ein hohes Maß an persönlichem Engagement, viel Vorarbeit und eine gute Organisation voraussetze, wobei die Akzeptanz Seitens der Schulleitung und des Kollegiums keine Selbstverständlichkeit sei.
Im Anschluss begrüßten wir Dipl.-Ing. Linda Schroeder von der Unfallkasse Nord, die über die rechtlichen Anforderungen einer Gefährdungsbeurteilung in einem Schulvivarium sowie Sicherheitsaspekte im Allgemeinen bei schulischer Tierhaltung sprach. Die Mitglieder wurden hierdurch erneut dafür sensibilisiert, Hygienepläne und Gefährdungsbeurteilungen für ihr Schulvivarium auf dem aktuellen Stand zu halten sowie das Thema „Sicherheit im Schulzoo“ in die pädagogisch-didaktischen Vorhaben der jeweiligen Schule zu integrieren. Frau Schröder verwies auch auf die Anforderungen und Materialien anderer Unfalkassen im Bundesgebiet.
Der Tag wurde durch einen Workshop im Schulzoo der Stadtteilschule Stellingen beendet, in dem Jörg Hofmann die Möglichkeiten zum Einsatz von Wirbellosen im Unterricht präsentierte. Hierbei gab es beispielsweise Stationen zur Geschlechtsbestimmung von Vogelspinnen anhand der Häutungen, eine Station zum Einsatz von Rosenkäfern und Fauchschaben im Unterricht sowie eine Temperaturorgel. Darüber hinaus gab es für unerfahrene Kolleg*innen die Möglichkeit, sich lebenden Vogelspinnen mit dem Fotoapparat oder der eigenen Hand anzunähern.
Samstag, 13.09.2019
Am dritten Tag des Ringtreffens kam es zum Austausch unter den Mitgliedern. Dabei bot sich das Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium in Wuppertal als Austragungsort der Jahrestagung 2020 an. Zudem wurden aktuelle Herausforderungen wie die Finanzierung von Projekten, Verbesserung der Haltungsbedingungen und Ähnliches besprochen.
Der Samstag Vormittag wurde anschließend durch einen Vortrag von Frau Dr. phil. Carola Otterstedt ausgefüllt. Die Expertin für tiergestützte Pädagogik (TGP) sprach zu dem Thema „Wie tiergestützte Pädagogik Erlebnisräume schaffen kann?“. Dabei wurden zuerst die Fachdisziplinen der tiergestützten Therapie, der tiergestützten Förderung, tiergestützter Aktivitäten von der tiergestützten Pädagogik abgegrenzt, um dann Arbeitsweisen und Methodik der TGP in Fallbeispielen vorzustellen. Hierbei wurde insbesondere der Einsatz von Schulhunden und Meerschweinchen hervorgehoben. Im Kern der Arbeit mit Tieren im pädagogischen Kontext stehe dabei immer der Dialog zwischen Lehrer, Kind und Tier, so Otterstedt.Die Dialogpartner reagierten auf das Verhalten ihres jeweiligen Gegenübers, was die pädagogische Arbeit der Lehrkraft durch die verbale und nonverbale Kommunikation zwischen den Beteiligten so komplex mache. Denn die Interaktion zwischen zwei Dialogpartnern wirke sich jeweils auch auf den an der Interaktion nicht aktiv Beteiligen aus.
Uneinig waren sich die Teilnehmer der Tagung mit der Expertin, inwieweit sich die Ansprüche an tiergestützte Pädagogik mit Haustieren auf die Arbeit mit exotischen Tieren übertragen ließen. Das Anliegen und die Ziele schulischer Tierhaltung liegen schließlich in Bereichen, die weit über die tiergestützte Pädagogik hinausgehen oder gar in fachdidaktischen Anliegen.
Die Jahrestagung endete am Nachmittag mit der alljährlichen Tiertauschbörse.